Geträumt, gekämpft, gebangt, gewonnen: Die deutsche U 17-Juniorinnen-Nationalmannschaft ist nach einem Elfmeterkrimi zum siebten Mal in der Geschichte Europameister und verschaffte damit der in die DFB-Talentförderung wechselnden Ulrike Ballweg den perfekten Abschied.
"Wir haben uns den Traum erfüllt, hier Europameister zu werden", sagte die überglückliche DFB-Trainerin im Anschluss an die Partie. "Es geht kaum besser, als sich so zu verabschieden. Mit den Frauen hatte ich schon im Maracana bei Olympia solch einen Abschluss - und jetzt hier: traumhaft!"
Ballweg: "Spannender geht es nicht mehr"
Der DFB-Nachwuchs krönte ein starkes Turnier in Bulgarien mit einem 3:2 (1:1, 1:1) im Elfmeterschießen im Finale gegen die Niederlande und machte seinen Traum von Titel Nummer sieben wahr. Sophie Weidauer (19.) von Turbine Potsdam schoss in der regulären Spielzeit das Tor für das Team von Ulrike Ballweg, die sich mit einem weiteren Pokal in ihrer Sammlung in den DFB-Talentförderbereich verabschiedet. EM-Torschützenkönigin Nikita Tromp erzielte den Ausgleich für die Niederlande (21.). Im Nervenspiel wurde Kölns Torhüterin Pauline Nelles mit vier gehaltenen Elfmetern die gefeierte Heldin, Mieke Schiemann vom 1. FFC Turbine Potsdam verwandelte den entscheidenden Elfmeter.
Schon der Einzug ins vierte EM-Finale in Folge nach dem 2:0 gegen Portugal am Dienstag war viel umjubelt gewesen. Nun dürfen die deutschen Juniorinnen am Goldstrand eben solches Edelmetall feiern. "Spannender geht es nicht mehr, auch wenn wir es uns heute selbst schwer gemacht haben, es uns aber insgesamt verdient haben. Wir hatten die klareren Torchancen und hätten das Spiel schon vorher entscheiden können."
Tromp kontert Weidauers Führungstor
Wie auch in den bisherigen vier Turnierpartien benötigte Deutschland nur wenig Anlaufzeit, um zu seinem Spiel zu finden. In der achten Minute gab Nicole Woldmann einen ersten Warnschuss auf das niederländische Tor ab. Auf der Gegenseite griff Pauline Nelles erstmals ein. In der Folge zog das DFB-Team das Tempo deutlich an, ging früh ins Pressing und zwang die Niederländerinnen, die im Halbfinale Titelverteidiger Spanien aus dem Turnier geworfen hatten, zu Fehlern.
Die erste Großchance zur Führung ließ nicht lange auf sich warten. Kapitänin Gia Corley und Carlotta Wamser (14.) hatten mit einer Doppelchance noch kein Glück, auch Corleys Flachschuss (16.) ging knapp daneben. In der 19. Minute erzwangen die DFB-Mädels die verdiente Führung. Nach einer Standardsituation retteten die Niederländerinnen in höchster Not auf der Linie, Corley kam am Strafraumeck an den Ball, flankte überlegt und fand Weidauer, die sich ihr viertes Turniertor nicht nehmen ließ.
Der Jubel auf der deutschen Bank war noch nicht ganz verklungen, da schlug die Niederlande durch Tromp eiskalt zurück und hielt das Endspiel offen. Parallelen zum 2:3 im zweiten Gruppenspiel waren unverkennbar. Auch dort lag Deutschland in Führung, ehe die Niederlande die Partie noch vor der Pause mit drei Treffern drehte.
Diesmal stand die deutsche Defensive jedoch sicherer und zeigte sich bei den schnellen Angriffen der Gegnerinnen aufmerksam. Bis auf einen Distanzschuss von Tromp (23.) ließ das Ballweg-Team in der ersten Halbzeit nichts mehr anbrennen. Allerdings machte auch die Niederlande die Räume insbesondere für die deutschen Stürmerinnen eng. Ein Fernschuss von Marleen Rohde (38.) blieb somit die einzige weitere nennenswerte Offensivaktion vor dem Pausenpfiff.
Nelles rettet gegen Brugts - und hält im Elfmeterschießen
Im zweiten Durchgang bestimmten die DFB-Mädels weiter das Spiel, allerdings ohne dabei im Angriff gefärhlich zu werden. Die Niederlande stand jetzt tief und setzte auf lange Bälle in die Spitze. Richtig gefährlich vor dem deutschen Tor wurde es in der 70. Minute, als Nelles einen Kopfball von Esmee Brugts mit einer Glanztat parierte.
Zehn Minuten später kombinierte sich das Ballweg-Team angetrieben von Schiemann stark vor das niederländische Tor, Weidauer vergab jedoch aus aussichtsreicher Position nur um wenige Zentimeter (80.). So musste am Ende die Entscheidung vom Punkt her, bei der Deutschland die Nerven behielt.
Quelle: DFB & Sport1